Brauchtum in Gastein rund um Weihnachten

Wenn die Tage kürzer werden und der erste Schnee fällt, dann beginnt in Gastein die „stade Zeit“ und damit auch die Zeit, in der das vorweihnachtliche Brauchtum gepflegt wird. Geselliges Adventkranzbinden, das Räuchern in den mystischen Raunächten, Passenlauf und die „Bachlschneid“ werden noch immer nach überlieferter Tradition durchgeführt. In den Thermenhotels Gastein erleben die Gäste diese Riten hautnah mit!

Traditionelles Räuchern

Zur Zeit der Raunächte liegt der Duft von Weihrauch und getrockneten Kräutern in der Luft. Sie erstrecken sich über 12 Tage, doch die Räuchernächte sind der 21.12. (Thomasnacht), der 24.12. (Christnacht), der 31.12. (Silvesternacht) und der 5.1.(Dreikönigsnacht). In diesen mystischen Nächten findet, der Legende nach, ein wilder Kampf um Haus und Hof statt. Das Räuchern soll das Böse vom Haus fernhalten, die Räume reinigen und Schutz und Segen für alle Bewohner bringen. Daher füllen viele Familien noch heute Räucherpfannen mit Glut aus dem Ofen und geben Kräuter dazu, damit sich der Rauch im ganzen Haus verteilt.
Am 28.12. führt Räuchermeister Friedrich Kaindlstorfer vom Zentrum für Traditionelle Europäische Medizin in Bad Kreuzen gemeinsam mit den Gästen der Thermenhotels diese Zeremonie durch und brennt das Räucherwerk zur Dämonenvertreibung ab!

Gasteiner Krampuslauf

Zu Krampus und Nikolaus, also am 5. und 6. Dezember, findet im ganzen Gasteinertal der traditionelle Passenlauf statt. Gemeinsam mit dem Nikolaus ziehen die Figuren mit den aufgesetzten Bockhörndln gemeinsam mit dem Nikolaus und manchmal auch von einem Engel begleitet, von Haus zu Haus. Die Schellen, die jede Passe trägt, kündigen mit ihrem furchterregenden Lärm den Besuch schon lange vorher an. Während der Nikolaus vor allem die Kinder für die guten Taten lobt und für die schlechten tadelt, sollen die Krampusse die bösen Geister vom Haus fernhalten oder sie vertreiben.

Das Besondere im Gasteinertal ist die Ursprünglichkeit dieses uralten Brauchtums aus dem 18. Jahrhundert. Daher sind schon lange vor dem 5. Dezember alle Gasteiner „kramperlnarrisch“!

Die Krampusse gehören zu den Schiachperchten. Ihr Kostüm besteht aus langen Mänteln oder Hosen aus Schaffell und den aufwändig geschnitzten – von Generation zu Generation weitergegebenen – Holzlarven mit den aufgesetzten Bockhörnern. Zusätzlich noch mit Weidenruten und Schellen – sie stammen aus der Zeit, als Säumer mit Pferden die Tauern überquerten – wirken sie mehr als furchterregend.

Jede „Pass“ besteht aus mehreren Krampussen, einem Körberlträger, dem „Girzeltroger“, der Bäckereien und Nüsse miträgt und eben dem Nikolaus. In Gastein gibt es 100 solcher Passen und alle haben einen eigenen, ebenso seit Generationen überlieferten Namen, wie z.B. „Hochalm-Pass“, „Stubner-Pass“ oder „Hoitzgrom-Toifi-Pass“.

Auch Familie Czerny hält diese Tradition in ihrer Familie hoch. Sohn Hubertus hat bereits seine eigene Pass und am 5. Dezember besuchen die Passen die Thermenhotels.

Bachlschneid

Dies ist ein Brauchtum, der vorwiegend im Pinzgau und Pongau hochgehalten wird. Der 24. Dezember wird in Gastein traditionellerweise als Bachltag bezeichnet. Das Wort leitet sich von „backen“ ab, da ja bei keinem Weihnachtsfest Kekse fehlen durften. Außerdem müssen, so verlangt es die bäuerliche Tradition, am 24. Dezember noch alle Messer im Haus geschliffen werden = Bachlschneid! Deren Schneid sollte dann das ganze Jahr über halten. Am Nachmittag wird dann der Bachlboschen, ein Busch aus Fichtenreisig und Stauden, gebunden, und in der Stube neben dem Heiligenbild aufgestellt. Ebenso zum Bachltag gehört das Bachlkoch. Es besteht aus Milch, Mehl, Salz, Butter und Honig und ist auch heute bei Familien noch Teil des Weihnachtsmenüs. Es heißt auch, dass das Bachlkoch unbedingt aufgegessen werden muss, denn sonst bedeutet das Unglück und Frau Perchta (siehe Gasteiner Perchten) wird das Haus mit ihren bösen Geistern heimsuchen!

Die Gasteiner Perchten

Der Perchtenlauf in Gastein geht auf das 14. Jahrhundert zurück und zählt so zu den ältesten Brauchtums-Veranstaltungen im Bundesland Salzburg. Hier wurde er zum ersten Mal urkundlich erwähnt. 2011 wurden die Gasteiner Perchten von der Österreichischen UNESCO-Kommission als immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet.

In Gastein gelang es, dieses Brauchtum als ein Stück Kulturerbe in seiner ursprünglichsten Form zu erhalten. Er findet nur alle 4 Jahre immer an 2 Tagen im Zeitraum vom 1. bis 6. Jänner statt. 160 Personen wirken hier mit, davon sind ca. 30 davon Kappenträger. Nach altem Brauch dürfen immer noch keine Frauen mitwirken. Dieser Perchtenlauf ist für die Kappenträger auch eine sportliche Herausforderung, denn die Kappen haben ein Gewicht von bis zu 50 kg, sind bis zu 2,5 m hoch und müssen 10 Stunden lang über eine Strecke von ca 12 km pro Tag getragen werden!

Die Figuren:

Der Glockenträger ist eine besonders auffällige Figur, die ihren Platz im Umzug zwischen den Schnalzern und dem Vorteufel am Anfang des Zuges hat.

Der Schnalzer oder auch Rösslreiter genannt, zählt zu den Lärmperchten. Seine Aufgabe ist es, den Perchtenzug anzukündigen und die Vegetation wieder zu erwecken.

Der Hauptmann: Er ist der Organisator und hat während und abseits des Perchtenlaufs viele Aufgaben zu erledigen.

Frau Perchta zeigt die beiden Seiten eines Menschen – das Gute und das Böse - in einer Figur.

Der Vorteufel: mit seinem grimmigen Gehabe macht er den Weg für die nachfolgenden Perchten frei.

Dazu kommen noch weitere Figuren, wie z.B. „der Silberkrug“, „die Gasteiner Kappe“, „die Rosenkappe“, der Zwiebelturm“, „die Frühlingsblumenkappe“ und viele mehr.